Anthologie: Neuropunk

Die Perlenverkäuferin

[…]
Doch die alte Feentante
kennt für mich wohl kein Erbarmen.
Als sie mich zum Markte sandte,
sollte ich sie noch umarmen;
wünscht mir alles Gute
und sie knallt die Tür.
Ach, mit wenig Mute
Kälte ich verspür.

O ich armes Feenwesen,
werde nunmehr stärker frieren,
kann zwar halbwegs leidlich lesen,
aber Zahlen nicht addieren.
Sehe sie verschwommen –
Wirbelsturm im Kopf –
nicht zur Ruhe kommen
unter meinem Schopf.

Sonnenstrahl fällt auf die Wiese,
Schmetterling in starrem Sitze,
sieht erschrocken meine Krise
schon an meiner Nasenspitze.
Deshalb fragt das Tierchen
fliegend zu mir auf:
Wo sei mein Pläsierchen,
wohin ich denn lauf?

Erschienen im Weltenruder-Verlag

Anthologie Neuropunk

Die Phantastik folgt oft altbekannten Pfaden, doch in »Neuropunk« findet ein Perspektivwechsel statt. Wo Städte in der Asche versinken, Raumstationen in der Einsamkeit am Funktionieren gehalten werden und Internate bedürfnisorientiert arbeiten – da verstecken sich Geschichten, die sich dem konventionellen Erzählen entgegenstellen.
In neun Geschichten und zwei Gedichten zeigen die Autor*innen die Perspektive neurodivergenter Figuren, um sie Lesenden der Phantastik zugänglich zu machen.

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