Cold Creeps: Seelenweiß

Seelenweiß

Kapitel 1: Introitus

 

Das Haus war brüchig wie mein Leben.

Einstmals heller Putz pappte wie eine platzende graue Haut auf den Mauern. Die Dachschindeln hatten nicht mehr alle Unwetter abgehalten, unter der Regenrinne zogen sich dunkle Linien über die Wände bis zum Boden. Als wäre das Haus von Spuren gefräßiger Nacktschnecken übersät.

»Müssen wir wirklich hier wohnen, Mama?«

Ich ging in die Knie, um auf Augenhöhe mit Jule zu sein. In ihrer quietschpinken Bommelmütze auf den braunen Locken wirkte sie, als würde sie gleich mit ihren Freundinnen in die Herbstferien starten: bunte Blätter sammeln, um sie zwischen Buchdeckeln zu pressen, oder aus herabgefallenen Kastanien mit Zahnstochern lustige Tiere basteln.

Was sie nie getan hatte. Bei uns in der Straße gab es nur bunte Mülltonnen und herumliegende Zigarettenkippen. Ihre Freundinnen hatte sie hier auch nicht mehr.

»Mama?«

»Schau mal, mein Mäusel, wie viel Platz du hier hast. Nicht nur ein kleines Zimmer, sondern ein ganzes Haus. Und einen Garten zum Spielen.« Meine Hand deutete vorschnell auf das verwilderte Etwas, das in unförmigen und dornigen Hecken um das Grundstück wucherte. Oma war einfach zu alt gewesen, noch Gestrüpp zu schneiden oder etwas reparieren zu lassen. Mein Herz klopfte.

 

Erschienen bei Dark Empire

Cold Creep

»Zutritt verboten!«

Nach dem Tod ihrer Großmutter kehrt Lena mit Tochter Jule in das brüchige Familienanwesen zurück: die letzte Hoffnung auf einen Neubeginn. Doch hinter den Mauern lauert eine düstere Vergangenheit. Erinnerungen an Lenas verschwundene Schwester reißen alte Wunden auf, während Schatten nach Jule greifen.
Die Grenzen zwischen Leben und Tod zerfließen, der Aufenthalt wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Ein mysteriöses Buch scheint Antworten zu geben – aber die Wahrheit bringt Jule nur in größere Gefahr.

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